Marcel Nowak wechselte im Sommer vom Bundesligaaufsteiger 1. VfL Potsdam zum DRHV 06 und soll für mehr Tiefe auf den beiden Linkshänderpositionen im aktuellen DRHV-Kader sorgen. Der 22-jährige Familienvater mit polnischen Wurzeln wurde in Berlin geboren, durchlief die Handballschule der Füchse Berlin und steht nun beim Verein aus der Bauhausstadt vor seinem ersten Engagement außerhalb eines der wohl besten Jugendförderprogramme in Europa.
In der neuen Spielzeit wirst du als Linkshänder für mehr Tiefe im DRHV-Kader sorgen, da du im rechten Rückraum sowie auch auf Rechtsaußen spielen kannst. Welche Erwartungen hast du an deine Leistung und Entwicklung in den kommenden beiden Jahren beim DRHV 06?
Marcel Nowak: An erster Stelle möchte ich meinen größtmöglichen Input zu einer erfolgreichen Saison des Teams beisteuern. Ich möchte, dass das Team von meinen Stärken profitiert. Gleichzeitig möchte ich individuell an meinen Schwächen arbeiten, um jeden Tag ein kleines bisschen besser zu werden.
Dein ehemaliger Trainer Bob Hanning hat gesagt, dass dir ein Tapetenwechsel guttun würde. Wie siehst du deinen Wechsel zum Dessau-Roßlauer HV und was erhoffst du dir davon?
Marcel Nowak: Tatsache ist, dass ich seit nunmehr zehn Jahren in der Berliner/Potsdamer-Partnerschaft gespielt habe. Ein Tapetenwechsel beschreibt meine aktuelle Situation wohl am besten. Obwohl ich in Potsdam sehr zufrieden war, hat mich meine persönliche sportliche Lage nicht vollkommen erfüllt. In Dessau erhoffe ich mir neue Herausforderungen, mehr Verantwortung und mehr Spielzeit. Durch die neue Umgebung, die Trainer und die neuen Mannschaftskollegen möchte ich sowohl persönlich als auch sportlich wachsen.
Du hast die Handballschule der Füchse Berlin durchlaufen, einem der besten Nachwuchsprogramme in Deutschland. Was zeichnet die Ausbildung bei den Füchsen aus und was ist das Erfolgsgeheimnis dieses Programms?
Marcel Nowak: Das ist Bobs Herzensprojekt, in das er seit Jahren enorm viel Zeit und Leidenschaft investiert hat. Bereits ab der C-Jugend sind die Bedingungen extrem professionell. Man hat alles an einem Standort, von Schule und Internat über Trainingshallen bis hin zur Physiotherapie. Es wird großen Wert auf die individuelle Entwicklung der Spieler gelegt, sowohl im handballerischen als auch im athletischen Bereich. Durch den Erfolg lockt der Standort natürlich Talente aus ganz Deutschland an, die sich dort weiter entwickeln können. Nach dem Erfolgsgeheimnis muss man Bob jedoch selbst fragen.
In den letzten drei Jahren warst du Teil einer beeindruckenden Entwicklung beim 1. VfL Potsdam. Ihr seid in nur drei Spielzeiten von der 3. Liga in die Handball-Bundesliga aufgestiegen. Was waren aus deiner Sicht die entscheidenden Faktoren für diesen Erfolg?
Marcel Nowak: Wir sind von Jahr zu Jahr stärker geworden, sowohl individuell als auch als Mannschaft. Der Kern des Kaders hat teilweise schon in der Jugend zusammen gespielt, was zu einem ausgezeichneten Verständnis sowohl auf als auch neben dem Spielfeld geführt hat. Es war immer eine junge, ehrgeizige Mannschaft, die dennoch eine gewisse Erfahrung mitbrachte. Im Training haben wir stets Vollgas gegeben und uns gegenseitig neue Herausforderungen gestellt. Im ersten Jahr in der zweiten Liga wurden wir oft unterschätzt und konnten somit als vermeintlicher Außenseiter überraschen. In der letzten Saison haben wir mit wenigen Ausnahmen konstant unsere Leistung abgerufen und in den wichtigen Spielen meist die Punkte geholt, die wir benötigten, um das große Ziel zu erreichen.
Du hast internationale Erfahrung bei den Füchsen Berlin gesammelt, unter anderem in der EHF European League sowie mit der polnischen U21-Auswahl bei der Weltmeisterschaft 2023. Wie haben diese Erfahrungen deinen bisherigen Karriereweg beeinflusst?
Marcel Nowak: Ich durfte bei den Füchsen mit den Besten trainieren. Dabei hat man gesehen, was einem noch fehlt, um ganz oben anzukommen. Im Training habe ich von weltbekannten Spielern wertvolle Tipps erhalten, wie ich bestimmte Dinge noch besser machen kann. Die Einsätze in der EHF League sowie bei der Juniorennationalmannschaft machen mich natürlich etwas stolz und ich bin dankbar, dass ich diese Erfahrungen sammeln durfte.
Du bist mit deiner kleinen Familie von Berlin nach Dessau-Roßlau gezogen. Wie wichtig ist dir die Unterstützung deiner Familie?
Marcel Nowak: Natürlich ist die Unterstützung der Familie unglaublich wichtig. Ich freue mich immer, wenn ich beide in der Halle bei den Spielen sehe. Oft tut es gut, ehrliches Feedback nach einem Spiel zu bekommen. Dazu telefoniere ich gerne mit meinen Eltern. Nach einer anstrengenden Trainingswoche ist es manchmal auch schön, nicht über Handball zu sprechen und sich mit anderen Dingen zu beschäftigen. Als Vater eines kleinen Sohnes gibt es davon ohnehin mehr als genug.
Die besondere Atmosphäre in der Anhalt-Arena hast du bereits als Gastspieler mit dem 1. VfL Potsdam erlebt. Der Lärmpegel ist hoch und das von der ersten bis zur letzten Minute. Wie hast du als Spieler die Stimmung und den Lärmpegel wahrgenommen?
Marcel Nowak: Als Gastmannschaft in Dessau zu spielen, ist immer unangenehm. Zum einen wegen des unglaublichen Tempospiels, das schwer zu verteidigen ist und zum anderen wegen der angesprochenen Unterstützung der Fans. Wenn man in die Anhalt-Arena kommt und auf dem gleichen Niveau wie der DRHV 06 spielt, kann man sich ziemlich sicher sein, dass man als Gastmannschaft in dieser Halle trotzdem keine Punkte holen wird. Ich würde sagen, hier in Dessau hat man den höchsten Lärmpegel der 2. Handball-Bundesliga.