Die Saison 2023/24 ist für den Dessau-Roßlauer HV seit ein paar Tagen beendet. Eine Saison mit zu Beginn einigen Tiefen und am Ende mit sehr vielen Höhen. Das Ziel einstelliger Tabellenplatz, hatte das Team von Trainer Uwe Jungandreas mit Platz 13 und 30 gesammelten Punkten am Ende knapp verpasst. 32 Punkte wären notwendig gewesen, um nach 34. Spieltagen auf Rang neun zu stehen. Aber es hätte auch ganz anders kommen können, weshalb der Cheftrainer mit dem Saisonverlauf dennoch zu frieden ist. „Die Saison verlief in zwei großen Wellen. Die erste Welle hat uns nach der überragenden Saison 2022/23 wieder auf den Boden der Tatsachen gespült. Dafür gab es viele objektive Gründe, woraus dann Subjekte entstanden sind. In der Hinrunde haben wir nur neun Punkte geholt, damit wärst du in den Jahren zuvor recht abgeschlagen gewesen. Das war in diesem Jahr nicht der Fall. Wir hatten in der ersten Saisonhälfte gute Spiele aber auch Spiele, wo man gesehen hat, dass es der Mannschaft schwerfällt. In der Rückrunde kam dann die zweite Welle, die uns wieder nach vorn gebracht hatte. Nach der Heimniederlage gegen den ASV Hamm-Westfalen haben wir endgültig die Kurve bekommen und danach konstant unsere Leistung abgerufen“, erzählt Jungandreas.
Die angesprochene 35:44-Niederlage im März zu Hause in der Anhalt-Arena gegen den ASV Hamm-Westfalen hat das Geschehen und die Entwicklung danach nachhaltig beeinflusst. Der Cheftrainer hat die anschließende Länderspielpause genutzt, hat viel mit seinen Spielern gesprochen und ein paar taktische Änderungen vorgenommen. „Nach Hamm haben wir in der Defensive an ein paar Stellschrauben gedreht. Das betraf unser Bewegungssystem in der Abwehr sowie die Umstellung beim Abwehr/Angriff-Wechsel“, so der Cheftrainer. Eine Sache, die das Team bereits im Vorjahr auszeichnete, hat sich in dieser Saison weiter manifestiert. Man hat die Ruhe bewahrt und die Nerven behalten. Das war letztendlich ausschlaggebend für den erfolgreichen Verlauf der Rückrunde, in der man satte 21 Punkte sammelte, dreimal soviel wie noch in der Hinrunde. „Kein Spieler hat je resigniert. Alle haben weiter durchgezogen. Wodurch wir in der Lage waren auch schwierige Situationen zu überstehen und uns noch mal zu steigern“, ergänzt der DRHV-Trainer. Zudem hatte man in der Wintervorbereitung fast alle Spieler zusammen und konnte somit das Niveau im handballspezifischen Training erhöhen. Dazu hatte man mit Fritz-Leon Haake einen Spieler von den Youngsters aus Magdeburg via Zweitspielrecht verpflichtet, der perfekt ins System passte. Und zu guter Letzt hat sich auch die Leistung des Torhütergespanns in der Rückrunde klar verbessert.
„Es ist meist so, dass Mannschaften eine Weile benötigen, um sich mit den Gegebenheiten der Situation zu identifizieren. Als es bei uns mit den ganzen Ausfällen losging, da hat es erst mal nur genervt. Es braucht etwas Zeit, um mit der Situation umzugehen. Wenn dir das dann in Ruhe gelingt, kannst du die Wende schaffen und das haben wir letztendlich gemeinsam geschafft.“
— Uwe Jungandreas —
Wichtig über den gesamten Saisonverlauf hinweg war, dass es im Umfeld des Vereins ruhig blieb. Etwas, was Jungandreas auch schon anders miterlebt hat, gerade wenn es sportlich mal nicht so läuft wie von vielen erwartet. „Zwar gab es hin und wieder mal ein kurzes Murren, aber es wurde nie abwertend reagiert. Ich fand es beeindruckend wie uns unsere Anhänger bei unseren Heimspielen sowie auch auswärts unterstützt und geholfen hatten. In Essen waren sie zum Beispiel zahlreich bei einem ganz wichtigen Spiel mit dabei“, so Jungandreas. Trotz der ausbleibenden positiven Ergebnisse gerade in der ersten Saisonhälfte, war die Anhalt-Arena immer gut gefüllt war. Das spiegeln auch die Zahlen wieder. Im Schnitt verfolgten 1566 Zuschauer die Heimspiele der Biber. Im letzten Jahr, als man nur knapp den Aufstieg verpasste, waren es 1510 Zuschauer inklusive des ausverkauften Derbys gegen den ThSV Eisenach.
Viel getan hat sich zudem in dieser Spielzeit in der Liga. Die beiden Aufsteiger der EHV Aue sowie der TuS Vinnhorst taten sich überaus schwer und waren letztendlich, was die Punktausbeute betrifft, eigentlich chancenlos, obwohl man wie der TuS Vinnhorst gar nicht so schlecht spielte. Ein Zeichen dafür, dass die Liga sehr ausgeglichen und spielstark ist und man es als Aufsteiger nicht sehr einfach hat. Das jedenfalls die Momentaufnahme. „In dieser Saison sah es so aus, dass die Lücke von der dritten zur zweiten Liga größer geworden ist. Ob das in der kommenden Saison der Fall sein wird, kann man aktuell nicht sagen. Aktuell sind es erst mal Einzelfälle und kann sich in der kommenden Spielzeit wieder ändern“, so die Einschätzung des Trainers über den unteren Teil der Tabelle. Im oberen Teil sieht dieser zwei verdiente Aufsteiger: „Vor der Leistung von Potsdam muss man den Hut ziehen. Was man dort in den letzten drei Jahren unter Bob Hanning und der Kooperation mit den Füchsen Berlin leistete und wie sich das alles entwickelt hat, ist außerordentlich beeindruckend. Und auch in Bietigheim spielte der Trainer eine große Rolle. Iker Romero hatte eine komplett auf sein System eingespielte Mannschaft in dieser Saison zur Verfügung und war hinter Potsdam am konstantesten. Zwei würdige und völlig verdiente Aufsteiger“.
Nun ist erst mal für Spieler und Trainerstab Urlaub angesagt. Das erste gemeinsame Training mit dem neuen Biber-Kader ist für den 15. Juli geplant.
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