1758 Zuschauer pilgerten vor Weihnachten zum Rückrundenauftaktsieg gegen den TV Großwallstadt in die Anhalt-Arena. Unter ihnen befand sich auch Einer, der sich vor 17 Jahren das Harz für den DRHV 06 auf die Hände schmierte: Toni Kern – eine echte Kante im linken Rückraum. Gerade erst erwachsen geworden, wechselte er von Frankfurt (Oder) nach Dessau, um hier in wenigen Jahren zum gefürchteten Rückraumshooter und Publikumsliebling zu werden. Nach vier Jahren DRHV 06 folgte der Wechsel zu den Füchsen nach Berlin, die damals gerade den Aufstieg in die Handball-Bundesliga perfekt gemacht hatten.
Toni, schön dich mal wieder hier in der Anhalt-Arena zu sehen. Wie geht es dir? Wie kommt es, dass du mal wieder hier bist?
Toni Kern: Ja, mir geht es sehr gut, danke. Die Feiertage stehen an, es ist schön, mit der Familie mal wieder hier zu sein. Meine Frau stammt aus Dessau-Roßlau. Nächstes Jahr feiern wir unser 20-Jähriges, sie habe ich hier während meiner Zeit beim DHV 96 (ab 2006 dann DRHV 06) kennengelernt. Und dann besuchen wir natürlich auch mit unserem Nachwuchs die Schwiegermutter. Ich freue mich, wieder mal hier zu sein. Die Spiele kann ich sonst nicht live sehen, da wir nicht allzu oft in Dessau-Roßlau sind. Wir wohnen in der Schweiz und bleiben dann meist auch über die Feiertage dort, weil ich die Fahrerei nicht so mag. *lacht*
Was machst du in der Schweiz? Bist du noch im Handballgeschäft aktiv?
Toni Kern: In der Schweiz habe ich das Privileg, beim HC Suhr Aarau vor allem im Nachwuchs tätig zu sein. Ich bin dort verantwortlich für den Leistungsbereich, ich trainiere die U19, also die A-Jugend und zusätzlich noch die zweite Mannschaft des Vereins, das ist eine Art U23. Dann bin ich verantwortlich für die ganzen Stützpunkttrainings, wir sind nämlich Leistungssportstützpunkt. Und dazu gibt es auch noch eine Menge Aufgaben als eine Art technischer Leiter und Sportchef, wie man das in Deutschland nennen würde. Also verschiedene Aufgaben.
Verfolgst du noch was beim Dessau-Roßlauer HV passiert?
Toni Kern: Ja klar. Ich lese immer wieder bei Facebook sowie auf der Webseite und schaue auch, wenn ich Zeit habe, mal den Livestream. Vor allem in der letzten Saison habe ich verfolgt, was der DRHV so macht und was in der 2. Handball-Bundesliga passiert. Auch weil der Trainer vom ThSV Eisenach Misha Kaufmann, früher mal mein Kollege war. Und auch was hier mittlerweile passiert ist, das muss man einfach mal erwähnen (Toni zeigt auf die Fans), die Fanszene zusammen mit dem Publikum, das ist schon richtig cool.
Genau das wäre die nächste Frage gewesen. Was hat sich denn hier in der Anhalt-Arena verändert, seit deiner Zeit?
Toni Kern: Es ist noch mal viel lauter geworden. Viel mehr Zuschauer. Wie viele waren das zu meiner Zeit? 1200, 1300, 1400 vielleicht? Das war damals schon eine richtig gute Zahl. Das ist schön zu sehen und das verfolge ich auch, weil das eine großartige Sache für die Stadt und den Verein ist.
Gibt es noch einzelne Spiele aus deiner aktiven Zeit in Dessau, an die du immer mal wieder zurückdenkst?
Toni Kern: Uhhh…einzelne Spiele? Das ist echt schwer. Die Derbys waren genial, die ich erleben durfte. Aber selbst gegen Hildesheim war es immer gut, das war ja auch fast wie ein Derby. Aber natürlich waren Delitzsch und Bernburg die Highlights, wenn die Anhalt-Arena gebrannt hat. Oder auch gegen Stralsund habe ich noch ein besonderes Spiel im Kopf, bei dem wir deren Meisterschaft verhindert haben. (Anm. d. Red.: Dessau gewann in der Saison 2004/2005 am 31. Spieltag 30:27 gegen den Aufstiegskandidaten Stralsunder HV, beendete deren Träume vom Wiederaufstieg und ermöglichte den Bundesligaaufstieg von Concordia Delitzsch – mit unserem jetzigen Trainer Uwe Jungandreas.)
Aber es ist wirklich schwierig, sich da ein bestimmtes Spiel rauszupicken. Es war einfach eine geile Zeit, die ich damals oder besser: die wir damals hatten.
Wir wollten trotzdem noch auf ein bestimmtes Spiel hinaus. Eins, welches vielleicht auch deine Karriere stark beeinflusst hat.
Toni Kern: Welches?
Das Heimspiel gegen die Füchse Berlin in der Saison 2006/2007.
Toni Kern: Stimmt. Auf jeden Fall. Das war ein besonderes Spiel für mich. Ich erinnere mich, dass Bob Hanning damals vor dem Spiel in der MZ oder BZ gesagt hat, dass „Toni Kern auch ein sehr interessanter Spieler“ sei. und ich dann richtig Druck gespürt habe, das nicht zu versemmeln. Das war echt schlau von ihm. Aber ich habe dann ein richtig gutes Spiel gemacht.
Zehn Tore waren es am Ende, wenn ich mich recht erinnere?
Toni Kern: Ja, so was in der Art. Aber ich erinnere mich deswegen auch daran, weil ich mir mit Petr Stochl, dem damaligen Torwart der Füchse, so eine Art Privatduell geliefert habe. Er hatte sich auf mich vorbereitet, aber ich hatte einen richtig guten Wurftag, ich glaube, da war fast alles drin. Aber ich weiß noch, wie wir – Stochl und ich – dann immer so Blickkontakt hatten und beide im Kopf die Würfe analysiert haben. *lacht*
Vielen Dank, Toni, dass du dir die Zeit genommen hast.
Toni Kern: Sehr gerne. Vielen Dank und lieben Gruß an alle.