Was war das für eine unfassbar erfolgreiche Saison für unsere Biber! 25 Saisonsiege feierte das Team um Kapitän Vincent Sohmann und beendete die Spielzeit auf den dritten Tabellenplatz. Am Ende hatte nicht viel gefehlt und man wäre sensationell in die Handball-Bundesliga aufgestiegen. Wir haben mit unserem Chefcoach Uwe Jungandreas und Manager Sebastian Glock noch einmal die Saison Revue passieren lassen.
Eine mehr als erfolgreiche Saison 2022/23 ist vor einigen Tagen zu Ende gegangen. Mit dem Ziel sich den Klassenerhalt zu sichern ist man in die Saison gestartet. Ein Ziel, welches im gesamten Saisonverlauf nie gefährdet war, vielmehr hat sich das Team im oberen Tabellenbereich festgesetzt und sich bis zum letzten Spieltag ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit dem ThSV Eisenach um den zweiten Aufstiegsplatz geliefert. Wie sieht dein Saisonfazit aus?
Uwe Jungandreas: Über diese Saison kann ich nur über positive Dinge reden. Wir haben eine überragende Saison gespielt, es hat einfach alles gepasst. Nach einer guten Saisonvorbereitung mit guten Testspielen sind wir mit sehr viel Selbstvertrauen in die Saison gestartet. Nach unserem starken Saisonstart hatten bereits einige immer wieder gesagt, irgendwann kommt der Zeitpunkt, wo die Dessau-Roßlauer nachlassen werden, was aber nicht passierte. Wir haben es geschafft, über die gesamte Saison hinweg konstant zu spielen. Die Gründe dafür sind unser Tempospiel, generell unser Angriffsspiel, die Arbeitsmoral aller Spieler sowie der Umgang mit Niederlagen, woran wir nicht zerbrochen sind. Des Weiteren haben wir es geschafft, obwohl wir nicht die Qualität in der Breite des Kaders hatten, alle Spieler mit einzubinden, was zum Erfolg beitrug. Schwächen im Spiel konnten wir schnell mit taktischen Mitteln regeln. Das beste an der Geschichte ist jedoch, und da rede ich nicht über den dritten Tabellenplatz, der selbstverständlich überragend ist, sondern das wir mit unserer Spielweise und unserem Auftreten alle begeistert haben und das nicht nur bei unseren Heimspielen, sondern auch auswärts. Die Leidenschaft, die Intensität und die Arbeitsmoral des Teams hat uns alle viel Freude bereitet.
Sebastian, was wird bei dir aus der Saison 2022/23 in Erinnerung bleiben?
Sebastian Glock: Auch ich kann nur Positives über die abgelaufene Spielzeit berichten. Gerade die Euphorie bei unseren Heimspielen hatte sich in den letzten Wochen und Monaten von Spiel zu Spiel gesteigert. Im Kopf ist mir eine Szene aus dem letzten Spiel in Ludwigshafen hängen geblieben, wo wir nach dem Spiel alle auf der Platte standen. Alle waren brutal enttäuscht, aber bereits eine halbe Stunde später hat man wieder gemerkt, dass die Jungs teilweise schon wieder im Angriffsmodus für die kommende Saison waren. Das ist schon beeindruckend, was wir alle gemeinsam in dieser Saison geschaffen haben. Der Zusammenhalt ist nicht nur charmant, sondern die ganz große Stärke dieses Teams.
Uwe, du hattest es im Laufe der Saison ja bereits des Öfteren erwähnt, dass der Ursprung für diese Leistungsexplosion in der Rückrunde der Saison 2021/22 begann. Welche Punkte sind in der laufenden Saison noch dazu gekommen und haben dazu geführt, dass man die Saison so erfolgreich gestalten konnte?
Uwe Jungandreas: Unsere Neuverpflichtungen im Sommer hatten sehr gut gepasst. Angefangen bei Patrick Gempp über Carl-Phillip Haake, Janik Patzwaldt und Paul Bones (Zweitspielrecht vom SC DHfK Leipzig). Alles tolle Typen, die auf der einen Seite zu unserer Spielweise passen, die aber auch sehr viel Spirit mit reinbrachten und die Mannschaft, die auch schon außerhalb des Handballs sehr gut zusammenpasste, noch besser machte. Carl ist ein absoluter Fighter, der in der Rückrunde viel zum Erfolg beigetragen hat. Über Patrick kann ich nur in höchsten Tönen sprechen. Mit Janik hatten wir erstmalig seit ewiger Zeit einen Torhüter, der da war, wenn es bei Brosi mal nicht lief sowie Paul, der von seiner Spielweise gut in unser System passt. Dazu hatte sich das Team im Saisonverlauf immer weiterentwickelt und mit den zunehmenden Erfolgen ist das Selbstvertrauen immer größer geworden.
Es gab in der Saison viele Siege zu feiern und nur wenige Niederlage zu verarbeiten. Welches war dein persönliches Highlight-Spiel?
Uwe Jungandreas: Davon gab es viele in der Saison. Da waren Spiele, wo wir erst in den Schlusssekunden punkten konnten, sowie Spiele, wo wir Rückstände aufgeholt hatten. Aber das Highlight war sicherlich das Heimspiel gegen den ThSV Eisenach in einer bei einem Handballpunktspiel erstmals ausverkauften Anhalt-Arena. Das war ein absolutes Highlight, das war Erstliganiveau.
Eine besondere Ehre wurde dir vor dem letzten Saisonheimspiel gegen Dresden zu Teil, wo dir von HBL-Präsidiumsmitglied Karsten Günther die Trophäe zum „Trainer der Saison 2022/23“ überreicht wurde. Welchen Stellenwert hat diese Auszeichnung für dich?
Uwe Jungandreas: Diese Auszeichnung hat einen sehr hohen Stellenwert für mich. Gerade wenn man sieht, welch namhafte Trainer in der 2. Handball-Bundesliga arbeiten. Ein Teil dazu beigetragen hat sicherlich, dass ich unter den Trainerkollegen ein gutes Ansehen aufgrund der vielen Jahre, die ich bereits in der Liga arbeite, genieße. Der andere Teil ist unsere Saisonleistung, wo alle einen Anteil daran haben. Allen voran mein Co-Trainer Vanja Radić sowie die Jungs, die das was wir uns zurechtgelegt hatten, aufs Feld transportieren müssen. Das ist eine Gemeinschaftsleistung.
Je erfolgreicher das Team wurde, umso mehr Zuschauer fanden den Weg in die Anhalt-Arena. Wie sehr hat die Unterstützung zum Erfolg der Mannschaft beigetragen?
Uwe Jungandreas: Unser Publikum hat die Mannschaft sehr nach vorne getragen. Auswärts ist das sensationell, was sie leisten und einmalig in der 2. Handball-Bundesliga. Selbst unter der Woche fahren sie 500 km quer durch Deutschland, um uns zu unterstützen. Das ist nicht nur ein enormer zeitlicher, sondern auch wirtschaftlicher Aufwand, den man nicht hoch genug würdigen kann. Der Mannschaft hat das enorm geholfen. Mit dem Festsetzen an der Tabellenspitze hatten die Jungs regelmäßig nachgefragt, wie viele Tickets schon verkauft wurden sind. Das zeigt ganz klar, dass es dem Team einen Riesen-Spaß bereitet, in einer vollen Anhalt-Arena mit dieser einmaligen Atmosphäre zu spielen.
Sebastian, auch du als Manager hast mit Sicherheit wohlwollend die positive Entwicklung der Zuschauerzahlen zwischen der Hinrunde (Ø 1207) und der Rückrunde (Ø 1847) zur Kenntnis genommen. Wie wichtig sind solche Zahlen für die wirtschaftliche Planung in der kommenden Saison und erleichtert der Erfolg nicht auch ein wenig die Sponsorenakquise?
Sebastian Glock: Mit steigenden Zuschauerzahlen stiegen auch unsere Einnahmen. Wichtig ist es aber, dass dies zukünftig auf konstanten Level bleibt. Das, was sich die Mannschaft in den letzten Monaten auf der Platte erarbeitet hatte, die Euphorie die dadurch entstanden ist, da können wir nur hoffen, dass dies gleich zu Beginn der neuen Saison mitgetragen wird. Schön ist es, dass wir viele neue Dauerkarteninhaber gewinnen konnten. Daran hat auch der Merz Familien- und Vereinsblock, wo wir im Laufe der Saison über 2000 Gäste begrüßen konnten, seinen Anteil zu beigetragen. Auch bei uns spielt sportlicher Erfolg eine wichtige Rolle. Gerade den neu gewonnenen Zuschauern hat es in einer vollen Anhalt-Arena noch mehr Spaß bereitet, unsere Spiele zu erleben. Natürlich wirkt sich ein sportlich erfolgreiches Jahr auf das Sponsoring aus. Wir haben in den letzten Monaten neue Partner gewinnen können, aber gleichwohl könnten es noch deutlich mehr sein. Die wirtschaftliche Struktur in Dessau-Roßlau ist zwar begrenzt, aber um die nächsten Schritte gehen zu können, brauchen wir noch mehr Support aus der heimischen Wirtschaft. Der Dessau-Roßlauer HV ist das sportliche Aushängeschild unserer Region in ganz Deutschland.
Wie sieht das wirtschaftliche Fazit nach der Saison aus auch unter dem Gesichtspunkt, dass es die erste Saison nach den ganzen Corona-Beschränkungen war und was plant ihr die kommende Spielzeit?
Sebastian Glock: Die Planzahlen für die Saison 2022/23 haben wir erreicht und dazu in den letzten vier Jahren unser sechsstelliges Defizit abgebaut. Wichtig ist es jedoch, wenn wir uns weiter etablieren wollen, dann brauchen wir noch mehr Unterstützung in der Breite. Für die kommende Spielzeit planen wir mit Mehreinnahmen aus dem Ticketing sowie Sponsoring und bewegen uns im Etat zwischen 1,2 bis 1,3 Millionen Euro. Was aber auch zum Teil an den gestiegenen Kosten liegt.
Jetzt ist erst mal bis Mitte Juli Urlaub angesagt. Wann startet ihr in die Vorbereitung und wie sieht diese aus?
Uwe Jungandreas: Den Urlaub hat sich jeder verdient. Die Saison war lang und jeder hat viel investiert. Jetzt gilt es zu regenerieren. Ab Anfang Juli haben die Jungs ein paar Hausaufgaben zu machen, bevor wir mit der offiziellen Saisonvorbereitung am 17. Juli starten werden. Schwerpunkte sind dann erst mal Athletik und Grundlagenausdauer. Aufgrund unserer Spielweise, die auf einem überragenden athletischen Zustand basiert, müssen wir viel dafür tun. Aktuell sind sieben Vorbereitungsspiele geplant und Ende August geht es dann bereits mit der 1. Runde im DHB-Pokal wieder los.