17:35 Uhr schauten alle in Görlitz etwas ungläubig auf die Anzeigetafel, denn nach einem 20:12 zur Halbzeit blinkte am Ende ein 32:32 auf. Doch der Reihe nach. Das Team von Thomas Kirschstein und Christian Peschek hatte sich einiges vorgenommen für das Rückspiel in Görlitz. Der Stachel aus dem Hinspiel saß immer noch tief, führte man doch in heimischer Halle gut vier Minuten vor Abpfiff noch mit drei Toren, so mussten sich die DRHV-Frauen am Ende mit 28:30 geschlagen geben.
Umso mehr wollte man in Görlitz diese offene Rechnung begleichen, doch die erste Halbzeit verlief alles andere als vielversprechend. Im Angriff passierten den DRHV-Frauen zu viele technische Fehler, welche von den Görls mit schnellen Gegenstößen konsequent bestraft wurden. Es mangelte an der nötigen Aggressivität in der Abwehr und der bedingungslosen Konsequenz im Rückwärtsgang. Oder anders gesagt: es brannte an allen Ecken und Enden. Die Summe dieser ganzen Fehler führte zum völlig verdienten Halbzeitstand von 20:12 für den Görlitzer HC.
Mit einer Mischung aus Resignation, Ratlosigkeit und Frust ging es für den DRHV in die Kabine. Thomas Kirschstein und Christian Peschek forderten mehr Leidenschaft, Konzentration und Aggressivität von ihrer Mannschaft. Die Ansprache der Trainer sollte Wirkung zeigen. Und wenn wir eines gelernt haben im Laufe der Saison, dann, dass man die Dessauerinnen niemals aufgeben darf. Peu à peu kämpften sich die Wölfe wieder heran und ließen sich weder durch die Disqualifikation von Isabel Janze in der 35. Minute noch durch eine Kopfverletzung von Lea Grothe aus der Fassung bringen. Ohne verbliebenen Auswechselspieler, teilweise nur zu viert auf dem Feld und am Rande der Kräfte kämpften alle verbliebenen Spielerinnen bis zum Umfallen. Und als man zweieinhalb Minuten vor dem Ende auf 31:29 verkürzen konnte, kam auch die Hoffnung zurück. Erst übernahm Kapitänin Francisca Buth Verantwortung am 7-Meter-Punkt und anschließend netzte Klara Bräse über einen Tempogegenstoß 60 Sekunden vor Abpfiff zum 31:31-Unentschieden ein. Die Halle stand nun endgültig Kopf. Die letzten Sekunden der Partie waren dann an Spannung nicht mehr zu überbieten. Die Görls schafften es, über einen unglücklich abgefälschten Ball von Linksaußen in Führung zu gehen. Anschließend blieb den Wölfen noch 45 Sekunden, um sich mit etwas zählbaren nach dieser Aufholjagd zu belohnen. Francisca Buth schweißte letztendlich über einen Freiwurf in letzter Sekunde den Ball in das Görlitzer Tor. Die anfängliche Ungläubigkeit über diese zweite Halbzeit und dem Tor mit der Schlusssirene wich binnen Sekunden in absolute Freude und Jubel.
Nun steht nächsten Sonntag das letzte Heimspiel der DRHV-Frauen an, bevor es nach einer langen Saison in die wohlverdiente Sommerpause geht.
Spieldaten
Görlitzer HC vs. DRHV06 32:32 (20:12)
DRHV 06: Jennifer Nolte (TW), Laura Wolf (TW) – Klara Bräse (7), Lea Grothe (6/2), Fabienne Welhöner (6), Francisca Buth (5/1), Anne Baier (4), Isabell Janze (3), Ann-Christin König (1), Christina Thiele
Schiedsrichter: Martin Bilski / Martin Müller
Zeitstrafen: 10:12 Minuten
Siebenmeter: Görlitzer HC: 2/3 – DRHV 06: 3/4