Dass das Leben aus Herausforderungen besteht, denen man sich stellen muss, dessen ist sich Yannick-Marcos Pust bewusst. In dieser Saison warten auf den gebürtigen Berliner gleich zwei wichtige Herausforderungen: Zum einem möchte er seine Ausbildung zum Bankkaufmann erfolgreich beenden und zum anderen mit dem Dessau-Roßlauer HV eine bestmögliche Saison in der 2. Handball-Bundesliga bestreiten.
Herausfordernd war auch seine vergangene Spielzeit beim Wilhelmshavener HV. Mitte September 2020 wurde Maik Menninga, der damalige Hauptsponsor und Co-Geschäftsführer, mit Verdacht auf Anlagebetrug verhaftet. Der Verein musste Insolvenz anmelden, Spieler, wie Torhüter Jens Vortmann, verließen daraufhin den Zweitligisten. „Ganz am Anfang konnten wir es gar nicht glauben, was gerade geschah. Es war ein riesiger Schock und im ersten Moment wussten wir nicht, wie es weiter gehen sollte. Vieles war so kurz vorm Saisonstart plötzlich unklar“, blickt Pust zurück.
Der Rechtsaußen schaute auch in dieser Situation mehr nach vorn als zurück und blieb beim WHV, auch weil er unbedingt seine ein Jahr zuvor begonnene Ausbildung fortsetzen wollte. Planbar war seine sportliche Zukunft aufgrund der angespannten finanziellen Lage beim Verein sowie der damaligen Tabellensituation über die Saison hinaus nicht. Für einen, der den Anspruch hat, auch weiterhin in der 2. Handball-Bundesliga zu spielen, blieb am Ende nur der Weg, sich einen neuen Verein und eine damit verbundene neue Herausforderung zu suchen. „Auf der Suche nach einem neuen Verein waren zwei Punkte besonders wichtig. Ich benötigte die Möglichkeit, meine Ausbildung beenden zu können und weiterhin in der 2. Bundesliga zu spielen. Diesen beiden Dinge sowie die Aussicht auf viel Spielzeit konnte mir der DRHV bieten“, so Pust. Im Vorfeld seines Wechsels hatte er sich zudem mit Rückraumspieler Lennart Gliese ausgetauscht. Beide kennen sich aus gemeinsamen Jugendjahren bei den Füchsen Berlin. Als Kind begann er allerdings mit Fußballspielen, ehe er den Handball für sich entdeckte. Mit elf Jahren tauschte er die Stollen komplett gegen die Hallenschuhe ein: „Es war cooler, ich war mehr mit eingebunden und konnte Tore erzielen. Was als Abwehrspieler im Fußball nicht so oft der Fall war.“
Seit Anfang Juli wohnt er nun in Dessau-Roßlau. Arbeitet bei der Volksbank Dessau-Anhalt eG und steckt mitten in der Vorbereitung auf die im September beginnende Saison in der 2. Handball-Bundesliga. Viel Spielzeit fällt für den einzig nominellen Rechtsaußen im Kader der Biber bereits in den Testspielen ab. Spielzeit, die er benötigt, da er sich selbst noch nicht am Ende seiner Entwicklung sieht. Die Bedingungen dafür sind für ihn in der Bauhausstadt mehr als ideal. „Ich muss mein Wurfrepertoire erweitern und konstante Leistungen auf einem guten Niveau abrufen. Sowie Kleinigkeiten, die viel mit Erfahrungswerten zu tun haben“, fasst er die wesentlichen Dinge zusammen. Helfen wird ihm dabei auch Jakub Hrstka. Der tschechische Nationalspieler in Reihen der Biber gibt den jungen Spielern im Kader gern Tipps. Eine Situation, die Pust bereits aus seiner Zeit in Wilhelmshaven kennt. Dort waren es zuletzt Evgeny Vorontsov und Duje Maretic, zwei gestandene Rechtsaußen, bei denen er sich Hilfe holen konnte.
Nun ist er in einem Team angekommen, bei dem er die erste Wahl auf seiner Position ist. Viel Verantwortung lastet deshalb auf seinen Schultern. Aber Yannick-Marcos Pust ist niemand, der sich davor scheut und nimmt auch diese Herausforderung gern an, auch in einer Saison in der wohl stärksten 2. Handball-Bundesliga aller Zeiten.