
Was waren das nur für Achterbahn-Wochen in der letzten Zeit? Gefühlt ging das vor Weihnachten schon los, mit einer heftigen Heimklatsche gegen Minden. Allerdings dicht gefolgt vom Auswärtssieg beim Ligaprimus – nur drei Tage später. Gefühlt zieht sich das schon durch die ganze Saison, bis inklusive heute. So grüßt der DRHV in der Auswärts-Tabelle von Rang drei, während man in der Heimtabelle den vorletzten Platz belegt. Doch wie immer der Reihe nach.
Serie dreht sich: Zwei Auswärtspleiten folgen zwei Heimsiege
Der letzte #Ottcast ist schon einige Monde her und dürfte vor dem Auswärtsspiel in Dresden gewesen sein – welches wir ebenfalls überraschend deutlich verloren. Das kann zwar passieren, doch als bis dato auswärtsstärkste Mannschaft der Liga und mit über 200 DRHV-Anhängern im Gepäck durfte man sich durchaus etwas ausrechnen in Elbflorenz. Ein Hauptgrund, warum man nicht schon zur Pause deutlich führte, stattdessen sogar mit drei Toren zurücklag, war die Chancenverwertung. Und was soll ich sagen: Auch diese bricht uns heute noch immer wieder das Genick, wie die jüngsten Auftritte zeigten.

Ausgelassene Freude bei Alexander Mitrović nach dem Heimsieg gegen HBW Balingen-Weilstetten. I Foto: Norman Gunkel
Doch nach dem Dresden-Spiel schien sich zunächst die Statistik zu wandeln: Unsere ZAB verlor auch das darauffolgende Auswärtsspiel in Hüttenberg (äußerst unglücklich) mit 24:25, gewann aber plötzlich zwei der drei Heimspiele. Das absolute Highlight zu diesem Zeitpunkt war der Heimsieg über Erstliga-Absteiger Balingen-Weilstetten. Zunächst schien alles seinen gewohnten Gang zu gehen: Der Topfavorit führte zur Pause mit 16:12 (BITTE MERKT EUCH DIESES ERGEBNIS!!!). Auch zu Beginn des zweiten Durchgangs ahnten wohl die wenigsten, welche traumhafte Wendung dieses Spiel noch nehmen sollte. Vielleicht, aber sicher wirkten die Schiedsrichter der Partie von Beginn an absolut positiv auf das Dessauer Publikum ein. Nicht, weil sie so grandios pfiffen – nein. Ganz im Gegenteil! Mit ihren vielen mehr als fragwürdigen Pfiffen von SEKUNDE(!) EINS an, weckten sie auch den letzten der 1500 ZAB-Fans – und hatten diese bereits ab Minute zehn komplett gegen sich. Das habe ich so derart intensiv auch noch nicht erlebt. Als die Herren in Halbzeit zwei genauso weiter pfiffen, pfiffen auch wir durchgehend. Und das absolut ohrenbetäubend. Weil sich „jede/r einzelne Fän/in“ daran beteiligte. Das beeindruckte allerdings nur einen – den Gegner. In einer wahren Handball-Hölle zeigte das so sichere Gäste-Team plötzlich Fangfehler, Abspielfehler und Schwächen beim Torabschluss. Die Biber hingegen zogen aus jeder einzelnen Aktion – welche jeweils brachial laut gefeiert wurde – mehr und mehr Selbstvertrauen. Plötzlich war nicht nur Leben in der Truppe, nein. Sie glaubten mehr und mehr an sich. Und fanden in ihr (zu Hause) lang vermisstes Selbstverständnis. Ganz souverän, möchte man sagen, drehte man das Spiel in aller Selbstverständlichkeit. Auch, weil der Gegner sich von der Wucht, die dauerhaft von den Rängen kam, mehr und mehr verunsichern ließ. Erstmals seit vielen, vielen Jahren möchte ich behaupten: Hier hat nicht die Leistung der Mannschaft die Fans beflügelt – sondern die brachiale Wucht der Fangemeinde schwappte auf das Feld runter – und beflügelte peu à peu unsere Mannschaft! Das habe ich so höchst selten erlebt. Der Lohn: Unser Heimsieg.
In Nordhorn fast der zweite Streich: Unnötiger Punktverlust
Zwei immens wichtige Punkte, welche nicht unbedingt zu erwarten waren. Doch wer dachte, die Heim- und Auswärtsserien würden jetzt gedreht, musste sich schnell eines Besseren belehren lassen – im doppelten Sinne. Erst folgte ein Auswärtsspiel bei der HSG Nordhorn-Lingen, welches man nicht unbedingt gewinnen musste, aber wollte. Halbzeitstand? Na klar: 16:12 für den favorisierten Gastgeber. Doch wie schon 14 Tage zuvor spielten die Niedersachsen eine schwache zweite Halbzeit. Oder anders gesagt: Wie schon 14 Tage zuvor gegen Balingen wuchs das Selbstvertrauen der DRHV-Sieben von Minute zu Minute, sodass man nicht nur den Rückstand drehte sondern seinerseits sogar mit ein bis zwei Toren in Führung ging. Diese hatte Bestand bis fünf Sekunden vor Schluss: Da spielten die Hausherren einen Freiwurf gut aus – und blieben dennoch in unserer Abwehrmauer hängen: Einwurf bei noch zwei Sekunden Spielzeit. Während Keeper Ambrosius in bester Oli-Kahn-Manier aus dem Tor rannte, um seine Abwehr auf Wachsamkeit bis zum Schluss zu mahnen, führte Nordhorn den Einwurf aus. Der Kollege, der den Ball fing, konnte nur noch werfen, eine Sekunde vor Schluss – und traf! Weil man eben nicht wachsam war…

Luka Baumgart nach dem Ausgleichtreffer der Nordhorner in letzter Sekunde. I Foto: Bültmann
Und dennoch hätte jeder sowohl vor dem Anpfiff als auch zur Pause ein Unentschieden unterschrieben. Doch ganz klar: Es fühlte sich an wie ein verlorener Punkt. Völlig unnötig halt. Da war mehr drin. Allerdings: Die Optimisten unter uns waren auch stolz über einen weiteren Auswärtspunkt. Zumal man sagen muss: Hätte man insgesamt nur zwei Punkte weniger geholt, würde man aber ganz dicke im Abstiegsschlamassel hängen. So gesehen waren es immer die wichtigsten Punkte zur richtigen Zeit.
„Back to the roots: Auswärts stark – zu Hause wacklig“
Ein Heimsieg gegen (den neulich noch Vorletzten) Hagen könnte den Abstand auf die Abstiegsränge schon fast komfortabel werden lassen mit sieben Punkten, doch die Eintracht hatte etwas dagegen. Halbzeitstand? Sie ahnen es schon: 16:12 für die ZAB. Einigermaßen komfortabel eben, möchte man meinen. Wenn man zum einen in Halbzeit zwei nicht gleich zwei Chancen verballert und das große Nervenflattern einsetzt. Gepaart mit der Roten Karte für Vincent Bülow in Minute 40, die wen überhaupt Fynn Gonschor hätte kriegen müssen. Sei es drum: Während sich Spieler und Fans ausschließlich mit Hagens Nummer sieben – Pouya Norouzinezhad – befassten, drehten seine Mitspieler langsam, aber sicher das Spiel. Viele Fans meinten danach, weil ein Bruch im Angriffsspiel war, nach der Disqualifikation unseres Spielmachers. Zur Wahrheit gehört aber auch: Nach dem Platzverweis scheitern wir gefühlte 15-mal – mal wieder an der eigenen Chancenverwertung. Und dann?
Folgt auf eine Heimniederlage ein Auswärtssieg. Die Serien haben sich wieder. Ausgerechnet in der Partnerstadt Ludwigshafen holt man sich zwei völlig verdiente Punkte. Obwohl das Ergebnis wesentlich knapper ist als das Spiel im Ganzen betrachtet. Und wieder: Zwei immens wichtige Punkte. Durchatmen! Platz acht zu diesem Zeitpunkt ist mehr als trügerisch, denn der Abstand nach ganz unten beträgt nur fünf Punkte. Diese könnte man ja beispielsweise im nächsten Heimspiel ausbauen – wenn, ja wenn…
…der Halbzeitstand nicht erneut 16:12 geheißen hätte.
…man nicht zum wiederholten Male ein HEIMSPIEL gegen einen aktuellen VORLETZTEN verloren hätte und wenn.
…man nicht an diesen unheimlichen Serien der Heimniederlagen und Auswärtspunkte festhalten würde.
Das Spiel gegen Lübeck-Schwartau ist eben schnell erzählt. Halbzeitstand: 16:12. Chancenverwertung im zweiten Durchgang: finster! Ganze neun Tore erzielten wir, während der Gegner doppelt so oft traf. An so eine unterirdische zweite Halbzeit kann ich mich ebenfalls auf Jahre nicht erinnern. Diesmal ohne Vincent-Rot. Statt sieben Punkten Abstand auf den Abstiegsplatz sind es nun deren drei… Das machte nicht nur fassungs-, sondern schon ein wenig ratlos. Zum Glück folgt nun ein Auswärtsspiel: Und was für eins!
Das Highlight des Jahres wartet: Gelebte Fan-Freundschaft
Seit Sommer 2024 rauchten die Köpfe innerhalb der aktiven DRHV-Fanszene – um einen „Veranstaltungsplan“ zu entwerfen für das gemeinsame Wochenende, an dem der TuS Ferndorf hier spielt. Es sollte groß zelebriert werden. Doch Pustekuchen. Die Partie wurde „äußerst fanfreundlich“ auf einen Mittwoch gelegt, sodass es immerhin SIEBEN(!) Ferndorfer hier her schafften. Auch bitter: Während wir Anhalter am nächsten Tag einen Feiertag begrüßen durften, konnten unsere westdeutschen Freunde dies nicht. Und auch diesmal ist die Spielansetzung an einem Freitagabend nicht optimal gewählt. Die offizielle Begründung des Verbandes: Final-Four. (Quasi das „DFB-Pokal“ Halb- und Finalwochenende des Handballs).
Und dennoch bietet sich für uns die Chance, den geplanten Veranstaltungsplan nun endlich in die Tat umzusetzen – nur halt eben auf westdeutscher Seite. Dafür aber das gesamte Wochenende. Viele, viele Dessauer haben sich im Siegerland angekündigt: Der Gästeblock in der Stählerwiese dürfte erstmals in dieser Saison ausverkauft sein. Freilich haben die FanSzenen jeweils etwas vorbereitet. Schließlich steckte man seit Wochen in den Planungen und sieht sich auch in diesem Jahr nicht zum ersten Mal. Es elektrisiert eben die Massen, die Social Media Teams und nicht zuletzt die örtliche(n) Presse(n). Eine eigentlich unspektakuläre Spielansetzung wird aufgrund der größten und beständigsten FanSzenen der Liga zum absoluten Highlight-Spiel des Wochenendes. Dieses Spiel elektrisiert die gesamte Liga. Sicherlich auch, weil die heimstarke TuS-Sieben (24 Zähler, Platz zwölf) die auswärtsstarke BSG ZAB aus Dessau mit 25 Zählern auf Platz neun empfängt. Viele Fahrgemeinschaften, diverse Kleinbusse oder Urlaub bei Verwandten – die ZAB-Fans geben einfach alles, um an diesem Event teilnehmen zu können. Man spricht von mindestens 50 blau-weißen Anhängern im Siegerland. Solch eine Anzahl ist nicht nur an einem Freitagabend besonders. Nahezu nie pro jeweiliger Saison bekommt die Anhalt-Arena eine nur annährend so hohe Zahl an Auswärtsfans zu sehen – nicht am Freitag, aber schon gar nicht am Wochenende. Selbst Spiele „in der Region“ – wie Dresden, Potsdam oder Vinnhorst – konnten in der Vergangenheit nicht mit annährend so vielen Fans aufwarten. So oder so: Es wird ein absolutes Highlight werden, und das bei bestem Frühlingswetter. Der Veranstaltungsplan steht! Es ist eben:
>> DAS HIGHLIGHT der Saison <<