Vom heißen Oktober sprach ich in der letzten Folge des Ottcast #2 – beginnend mit dem Auswärtsspiel in Hagen. Und die Bilanz seitdem bis heute: fünf von acht möglichen Punkten geholt. Damit darf man durchaus zufrieden sein, auch wenn an der einen oder anderen Stelle sogar noch mehr möglich gewesen wäre, wie die Überschrift vermuten lässt. Doch der Reihe nach:
Verletztenmisere weitet sich in allen Bereichen aus
Zunächst einmal beschwerte ich mich in der letzten Ausgabe darüber, dass unser größter Fan-Wunsch „verletzungsfrei durch die Saison“ binnen nur einer Woche gleich VIERFACH krachend scheiterte. Und leider war nicht eine einzige Meldung mit einer „schwereren Erklärung“ dabei. Sondern drei der vier verletzten Spieler meldeten sich mindestens sechs Wochen ab, einer sogar sechs Monate.
Doch damit nicht genug. Nun wurde es richtig kurios: Zunächst verletzte sich Mannschaftsbetreuer Thomas Vollert, indem er sich Muskeln im Oberschenkel riss, beim Spielen mit dem Enkelkind. Eine OP folgte, sowie ein wochenlang anhaltender Ausfall. Dazu gesellte sich ausgerechnet Cheftrainer Uwe Jungandreas, der bereits gegen Nordhorn vom Rückenleiden gezeichnet war. Hatte man zunächst noch auf einen einfachen Hexenschuss gehofft, wurde man mit einem Bandscheibenvorfall umgehend eines Besseren belehrt. Auch hier folgte eine sofortige OP samt Ausfallzeit.
Doch wer dachte, Profis und Verantwortliche seien unter sich, hat die Rechnung ohne die FanSzene und die DRHV-Frauen gemacht. Zunächst musste Fanclub-Vorstand Jupp nach heftigem Fahrrad-Unfall wochenlang passen, inzwischen fehlt auch Dirk aus der aktiven Fanszene mit der gleichen Problematik wie bei Thomas Vollert und auch ich blieb nicht verschont: Bänderriss durch Umknicken, beim Fußballspiel im Stadion. Beim Zugucken habe ich mich auch noch nie verletzt. Am selben Wochenende riss sich DRHV-Kapitänin Fabienne Welhöner das Kreuzband. Und auch sonst fallen allerhand Spielerinnen bei den Dessauer Handballerinnen aus. Für kommenden Samstag sind derzeit acht Spielerinnen gemeldet.
GUTE BESSERUNG & SCHNELLE GENESUNG ALLEN VERLETZTEN
Überzeugend im Oktober, doch nicht immer belohnt
Da war es nun, das Auswärtsspiel in Hagen. Rein tabellarisch ein Pflichtsieg, doch waren sie zuletzt im Aufwind. Gepaart mit unserer Bilanz in Hagen war das keine leichte Aufgabe. Umso schöner, dass zur fantechnischen Unterstützung etliche Mitglieder der Brigade C aus Ferndorf die ca. 80 Kilometer rüber gefahren kamen. Mit über 20 ZAB-Fans im Gästeblock konnte man der weißen Kolonne auf dem Feld ordentlich einheizen. Mit Erfolg: Sowohl die Außen (neun Tore) sowie der Kreis (vier Tore) doch vor allem der Rückraum mit sagenhaften 19 Toren wussten zu überzeugen. Einmal mehr der herausragende Akteur: Yannick Danneberg mit zwölf Toren‼! (22 Tore binnen einer Woche kann man schon mal machen.) Man, war das wichtig!
Statt beide Mannschaften mit 4:4 Punkten im Abstiegskampf hatten wir nun sechs und Hagen weiterhin nur zwei – ein Meilenstein für den weiteren Saisonverlauf. Nun könnte man sich sogar eine Niederlage erlauben ohne, gleich ganz unten reinzurutschen. Doch es kam einer unserer Lieblingsgegner in die Anhalt-Arena: Die Eulen Ludwigshafen. Auch grundsätzlich ein schweres Brett, aber nahezu immer blieben die Punkte bei oder in Dessau. Leider nicht an diesem Mittwoch als der Gegner cool und abgeklärt auftrat und aber mal überhaupt nichts anbrennen ließ.
Dann fuhren wir – erstmals ohne Uwe Jungandreas – nach Lübeck-Schwartau, die für mich absoluter Top-Favorit waren. Nicht nur aufgrund unserer angespannten Personalsituation. Sondern der Aufstiegsfavorit vom Bergischen HC war hier eine Woche zuvor mit neun Toren untergegangen. Doch die ZAB-Profis zeigten sich von allen Widrigkeiten unbeeindruckt, stellten eine bockstarke Abwehr hin und warfen bereits zur Pause eine komfortable Führung heraus (14:9). Bei klarer Chancenverwertung hätte das bereits in Halbzeit eins eine haushohe Klatsche für die Gastgeber werden können – in Halbzeit zwei definitiv aber MÜSSEN. Gleich achtmal ließ man Lübeck nicht zum Wurf kommen oder zwang sie zu technischen Fehlern, doch konnte man lediglich nur zwei bis drei Mal selbst einnetzen. Was zur Folge hatte, dass bei mangelnder Chancenverwertung der VfL noch einmal auf zwei Tore herankam. Doch am Ende hatten die Jungs die Nerven behalten und den zweiten Auswärtssieg infolge eingetütet. Und das Bemerkenswerte daran war: Top-Torschütze Yannick Danneberg funktionierte ausnahmsweise einmal nicht – was durchaus sehr positiv eingestuft werden darf! Die bisherigen Punkte waren eingefahren worden, weil unsere Nummer 26 jedes Mal die absolut herausragende Figur im Dessauer Spiel war. Zu abhängig waren wir gefühlt bereits von ihm. Nicht so in Lübeck. Dort hatte man sich offenbar bestens auf Yannick eingestellt – und dabei aber alle anderen vergessen. Jedem ZAB-Fan muss bei diesem Spiel das Herz aufgegangen sein. Absolute mannschaftliche Geschlossenheit, trotz aller Ausfälle und des abgemeldeten Top-Torjägers. Und um dem Ganzen noch das i-Tüpfelchen aufzusetzen, erzielte Yannick seine einzigen beiden Treffer ganz am Ende – zum 26:22-Auswärtssieg.
Und dann kam Ferndorf
Der Aufsteiger grüßte lange Zeit von Tabellenplatz zwei. Ein Unentschieden hätten wir im Vorfeld längst unterschrieben. Doch auch hier der Reihe nach. Trotz dieses bescheidenen Spieltermins, Mittwoch 19:30 Uhr, war in Dessau große Vorfreude auf dieses Highlight zu spüren. Zum einen war in Sachsen-Anhalt am Donnerstag Feiertag, zum anderen hatten sich 10-15 Ferndorfer Fans in der Bauhausstadt angekündigt, welche zwar zum Teil hier übernachteten, jedoch in NRW keinen Feiertag vermelden konnten.
Also ging der ereignisreiche Tag für Mitglieder der Zabporters sowie der Sektion Mildensee bei Zeiten los. Nach Einkauf im Baumarkt wurden am späten Vormittag die Spruchbänder verschiedener Aktionen gefertigt. Gegen 13:45 Uhr sollten die Freunde der Brigade C am Bahnhof in Empfang genommen werden. Doch wie so oft ist auf die Deutsche Bahn nicht immer Verlass: Mit ca. zwei Stunden Verspätung kamen unsere Freunde mit dem Zug an. Währenddessen enterte die aktive FanSzene des DRHV ein örtliches Stammlokal und erfreute sich im Laufe des Nachmittags an immer mehr Zuwachs aus den eigenen Reihen. Die Speisekarte noch schnell den westdeutschen Freunden gesandt und schon stimmte man sich langsam aber sicher gemeinsam ein. Unser bestens bekannter Lokationsbetreiber dürfte am Nachmittag noch nie so viel Umsatz gemacht haben, was auch daran liegen könnte, dass er an normalen Tagen erst 17:00 Uhr öffnet. Gemeinsam wurde die 17:30 Uhr-Straßenbahn geentert, mit über 30 Handballfans. Tatsächlich wollte auch jeder Einzelne ein Ticket lösen. Doch leider war dafür die Strecke Richtung Anhalt-Arena viel zu kurz. Es kamen gar nicht alle an den Münzautomaten.
Vor Ort hatte die tagsüber arbeitende Bevölkerung bereits das FanMobil geöffnet und aufgebaut, sodass es nun langsam aber sicher in die heiße Phase der Vorfreude ging. Am Siedepunkt angekommen, übernahm ich am Auto kurz das Wort, um a) die Brigade C Ferndorf offiziell begrüßen zu dürfen, ihnen b) die von uns bereits bezahlen Eintrittskarten zu überreichen und sie c) mit einem Gastgeschenk zu überraschen. Zwei große Freundschaftsschwenkfahnen mit Logos beider Fanlager darauf wurden präsentiert – und wehten fortan in den jeweiligen Blöcken.
Ferndorf ist schon bezwungen – schlägt aber zurück
Nun konnte auch das Spiel losgehen, welches natürlich mit einem durch die Halle schallendes „Ferndorf & Dessau“ begonnen wurde. Unsere Hausherren traten mit der breiten Brust zweier Auswärtssiege an, allen Widrigkeiten zum Trotz. Komfortabel legte man vor und zeigte der überrascht wirkenden TuS-Sieben deutlich, wer hier Chef im Ring ist. Und hätte der Ferndorf-Keeper nicht seine starke Form der letzten Wochen an den Tag gelegt, wäre die Partie wohl bereits zur Pause entschieden gewesen. Doch er hielt sie im Spiel, sodass am Ende des ersten Durchgangs ein 14:12 auf der Anzeigetafel stand.
Positiv hervorzuheben war bis hierhin zum einen eine gut gefüllte Halle sowie ein rappelvoller I-Block hinter unserem Banner, welcher optisch und vor allem akustisch absolut zu überzeugen wusste. Zum anderen brachte man mittels zweiteiligen Spruchband (gemeinsam mit Ferndorf) unseren Unmut über die fanunfreundlichen Anwurfzeiten deutlich zum Ausdruck. >>WER SPIELE IN DIE WOCHE LEGT – HAT NOCH NIE FREUNDSCHAFTEN GEPFLEGT<< Dabei hielten beide Fanlager jeweils eine der beiden Zeilen hoch. Hintergrund sind die immer unschöner werdenden Anwurfzeiten für den leidenschaftlichen Handballfan vor Ort. Klar, mal sind die Hallen an den Wochenenden nicht verfügbar und manchmal gibt’s auch englische Wochen – das war auch schon früher so. Dass man aber den Spieltag inzwischen von Donnerstags bis Montags aufsplittet, sich zum Teil nach den festgelegten Übertragungszeiten von TV-Sendern gerichtet werden muss und obendrein auf Freundschaften pfeift, mag vielleicht unter die Rubrik „Modernisierung und Professionalisierung“ fallen. Doch müssen sich die Initiatoren dann eben auch den Vorwurf der Profitgier gefallen lassen, weil sie gar nicht merken, wie man sich peu à peu vom emotionalen Handballfan in der Halle entfernen. Beispiele: Viele Dessauer Fans nehmen sich jede Saison vor, alle Auswärtsspiele mitzunehmen. Wenn man aber montags nach Balingen, montags nach Wuppertal und freitags nach Konstanz fahren muss, ist ein Teil des Jahresurlaubs schon mal weg. Noch besser hat es unsere Freunde aus Ferndorf getroffen: Sie fuhren binnen nur einer Woche – natürlich zweimal mittwochs – mehr als 2.000 Kilometer in den Osten und zurück, nach Dresden und Dessau. Das nimmt Ausmaße an, die langsam nicht mehr hinnehmbar sind und deren Kritik wir nimmer müde sein werden. Mit dem Spruchband >>DYN-AMITE FÜR JEDE FANKULTUR<< stichelte die Brigade C Ferndorf im vorherigen Heimspiel gegen den Bezahlsender DYN an.
Ach ja, eine zweite Halbzeit gab’s ja auch noch. Die startete – wie schon so oft in dieser Saison – etwas schläfrig von unseren Jungs. So konnte Ferndorf nicht nur zum 14:14 ausgleichen, sondern sogar in Führung gehen. So langsam aber sicher war es genug mit den Gastgeschenken. Dachten sich auch unsere blau-weißen Krieger, die sich durch eine Auszeit sammelten, berappelten und zurück zur machtdemonstrierenden Angriffswelle fanden. Sie drehte nicht nur das Spiel sondern kauften dem TuS so sehr den Schneid ab, dass die Anhalt-Arena bebte und die Sieben von der Stählerwiese mausetot wirkte. Hier musste ab der 50. Minute eine richtig hohe Klatsche befürchtet werden. Erst recht als die ZAB-Mannen in der 53. Minute zum 29:23 trafen. Unter bester Party-Stimmung in der Halle sollte die Negativ-Serie gegen die Siegerländer endlich beendet werden. Doch hatten wir diese Rechnung abermals ohne den Ferndorfer Keeper gemacht. Jetzt war er es, der uns Stück für Stück den Schneid abkaufte und unsere Werfer mit tollen Paraden schier zur Verzweiflung trieb. Gerade einmal zwei mickrige Bälle schafften es noch ins Gehäuse der Gäste, die inzwischen wieder oben auf waren und ihrem Ruf der Mentalitätsmonster alle Ehre machten. Tor um Tor kämpften sie sich zurück und glichen kurz vor der Sirene tatsächlich noch aus.
Freundschaft hin oder her, aber dieser Punktverlust fühlte sich wie eine hohe Klatsche unsererseits an, die mich auch drei Tage später noch wütend machte. Über 50 Minuten hinweg waren wir eine ganze Klasse besser als die Rot-Weißen, doch wir machen den Sack einfach nicht zu. Selbst TuS-Kapitän Mattis Michels bescheinigte seiner Truppe etwas verwundert nur zehn gute Minuten und konnte den Dessauer Unmut verstehen. Gefeiert wurde am Ende trotzdem. Und zwar: BEIDE Teams von BEIDEN Fanlagern. Und so endete das Spiel, wie es begonnen hatte: Mit einem lautstarken FERNDORF & DESSAU.
Eine Auszeit in Halbzeit zwei bin ich Euch noch schuldig: Auch hier steckten beide FanSzenen im Vorfeld die Köpfe zusammen, um dem verletzten Chefcoach Uwe Jungandreas zu gedenken – zwei Tage vor seinem 10-jährigen Dienst-Jubiläum. Wieder teilte man sich ein gemeinsames Spruchband, mit der Aufschrift >>10 JAHRE EMOTIONEN UND INTENSITÄT – AUF DASS DU BALD WIEDER AN DER LINIE STEHST. GUTE BESSERUNG UWE<<
Nach einem Frustbier am FanMobil beschloss man, gemeinschaftlich noch den heimischen Irish Pub zu überfallen. Womit ich nicht gerechnet habe: Dass sich diesem Plan ca. 50 Fans aus beiden Lagern anschlossen. Wenn sich der auflegende DJ mal im Song geirrt hatte, übernahmen wir mit eigenem Liedgut kurz den Saal. Eine begeisterte Angestellte fragte, was wir denn für ne Band seien. Ich bin sicher, sie ist jetzt Fan von uns. Schließlich war das nicht das erste Lokal, welches wir am heutigen Tage finanziell saniert haben dürften. 😉