Im ersten #Ottcast thematisierte ich zum einen den im Sommer stattgefundenen „Umbruch“ unserer Mannschaft, welche nun sehr jung, dynamisch und für den Gegner vielleicht unbekannt daher kommt. Eben die „neuen Stärken als Chance begreifen“. Und zum anderen analysierte ich eben diese beiden ersten Saisonauftritte. Mit einer Portion Wut im Bauch wollten wir gegen Hüttenberg in das Heimspiel gehen, um „uns für gute Auftritte endlich auch zu belohnen.“
Die letzten Spiele
Und so war es dann auch. Doch der Reihe nach. Zunächst einmal muss man den Spieltermin positiv hervorheben: SONNTAG, 17:00 Uhr! Für den traditionellen ZAB-Fan ein absoluter Traum. Konnten uns doch weder Stadtfeste noch Fußballspiele oder Fernsehsender in die Parade fahren, sodass auch diesmal wieder rund 1.600 (sichtbare) Fans in die Halle strömten. Anders als gegen Dresden verspürten wir diesmal Vorfreude auf dieses Spiel. Das versuchte die aktive FanSzene auch in die Halle und auf das Spielfeld zu übertragen, indem man den gesamten I-Block mit allen im Besitz befindlichen Schwenkfahnen ausstattete. Ein optisch tolles Bild, welches man dort abgab. Und wie so oft war dieses Spiel keine Partie für schwache Nerven. Nachdem man zur Pause noch mit zwei Toren geführt hatte, lagen die DRHV-Mannen Mitte der zweiten Halbzeit plötzlich wieder mit drei Toren hinten. Und das, obwohl Keeper Janik Patzwaldt bis hierhin eine saustarke Partie bot. Er vereitelte nicht nur neun Großchancen, sondern traf prompt auch selbst ins gegnerische Tor. Dennoch brauchte es im gesamten Team neue Impulse, weshalb ab Minute 45 Keeper Brosi übernahm. Das sollte sich unter anderem als absoluten Glücksgriff herausstellen, denn Brosi pflückte noch einmal zehn Chancen des Gegners weg. 19 Torwartparaden – ein Torwartproblem kann dem DRHV schon mal nicht attestiert werden. Und da auch die Kollegen mit diesem Rückhalt aufdrehten, konnte man Tor um Tor aufholen und die Partie noch vor der Schlusssirene zu unseren Gunsten drehen. Da waren sie: DIE ERSTEN PUNKTE DER SAISON.
Doch es folgten gleich zwei Auswärtskracher. Mit Erstliga-Absteiger Balingen-Weilstetten und Aufstiegsaspirant Hamm-Westfalen hatte man richtig dicke Brocken vor der Brust, welche den einen oder anderen Fan bereits vor der Saison verzweifeln ließen, weil diese „David-gegen-Goliath-Nummer“ größenunterschiedlicher kaum hätte sein können. Und doch hatte man in beiden Spielen (sehr) gut mitgehalten und ist nie in sich zerfallen. Ganz im Gegenteil. Spielerisch wusste man durchaus zu gefallen. Und die Moral dieser Truppe ist sowieso absolut intakt. Um die 40. Minute rum lag man wieder mit drei Toren hinten – und glich wieder mehrfach aus. In Hamm wie auch in Balingen. Und doch gehört zur Wahrheit dazu, dass sich unsere junge Truppe auch diesmal wieder seine „obligatorischen zehn schlechten Minuten“ nahm. Waren diese gegen Dresden und Großwallstadt noch zu Beginn der zweiten Halbzeit, folgten diese nun in der Schlussviertelstunde. Und diesmal glich man in beiden Spielen am Ende eben nicht mehr aus, was auch der mangelnden Chancenverwertung zugeschrieben werden darf. So stehen zwei erwartbare Niederlagen zu Buche, welche vielleicht „standesgemäß“ ausfielen, in denen Dessau aber alles andere als enttäuscht hatte. Hier muss man nicht zwingend punkten, doch es wäre in beiden Spielen definitiv möglich gewesen. In diesem Sinne vielleicht doch leicht enttäuschend. Wenn man aber ehrlich ist, MUSS lediglich den Punkten in Großwallstadt hinterher getrauert werden, denn diese waren wirklich absolut leichtfertig verschenkt.
Die Lage der Liga
Des Öfteren fachsimple ich im Sportbüro mit den Leuten, welche die ganze Hintergrundarbeit für den DRHV 06 leisten, damit dieser Spielbetrieb so aufrechterhalten werden kann. Und da fiel vom Medien-Mann Norman zu Beginn der Saison der Satz: „Es gibt vom Gefühl her acht bis neun Mannschaften, die oben mitspielen können, wollen oder müssen. Aber man hat kaum Abstiegsaspiranten“. Ja, das würde ich glatt so unterschreiben.
Doch nun standen bzw. stehen Gegner auf der Liste, die mit der HSG Nordhorn und Eintracht Hagen durchaus klangvolle Namen haben. Doch die (für mich völlig überraschend) aktuell im Tabellenkeller zu finden sind. Und wenn man da selbst nicht reinrutschen möchte, muss man sie besiegen. Also los! Mit der HSG Nordhorn-Lingen kam sowieso der absolute Lieblingsgegner unserer ZAB in die Anhalt-Arena. Wer erinnert sich nicht gerne an den goldenen Februar dieses Jahres, als man sie mit 36:26 aus der Halle pustete. Doch (3,00 EUR ins Phrasenschwein): Jedes Spiel muss erst gespielt werden. Und hatte ich doch im letzten #Ottcast noch erwähnt, dass der größte Wunsch eines jeden ZAB-Fans dieser ist, endlich mal einigermaßen verletzungsfrei durch die Saison zu kommen, so wurde dieser Wunsch leider überhaupt nicht erhört. Ganz im Gegenteil: Zunächst schmetterte die Meldung rein, dass der bärenstarke Keeper Janik Patzwaldt, welcher aus meiner Sicht im Duell mit Philip Ambrosius die Nase vorn hatte, ein sattes halbes Jahr mit Knorpelschaden ausfällt. Mannoman. Wenn, dann aber richtig… Doch damit nicht genug: Luka Baumgart, in Hamm ziemlich zeitiger Rotsünder und für 50 Minuten im Dessauer-Fanblock zugegen, brach sich im Training die Nase und fällt vier Wochen aus. Auch, weil man mit Maske im Handball nicht spielen darf… Und weil das natürlich noch nicht reicht: Kurz vor dem Heimspiel gegen die Niedersachsen meldete sich auch noch Capitano Vincent Sohmann (Verzeihung): Bülow krankheitsbedingt ab. Und auch nach der Woche des Nordhorn-Heimsieges rissen die schlechten Meldungen nicht mehr ab. Mit Jakub Powarzyński und Oskar Emanuel müssen gleich zwei weitere Spieler verletzungsbedingt das Handtuch werfen und werden in den kommenden Wochen nicht zur Verfügung stehen. Irgendwie kommt diese Situation nicht ganz unbekannt daher.
Mit Fan-Marsch zu den nächsten Punkten
Der impulsive Fan könnte da schon wieder in Depressionen verfallen – doch nicht mit uns. Nicht mit der aktiven FanSzene. Die hat nämlich die Köpfe zusammengesteckt und überlegt, wie man aus punktuellen Spielen ein jeweiliges Highlight setzen könnte, um vielleicht noch den einen oder anderen Fan zusätzlich zu motivieren und die positive Stimmung eben generell aufrechtzuerhalten. Und da wurde jede Menge an Ideen und Vorhaben zusammengetragen, was ihr im Laufe der Saison alles noch erleben werdet. Den Anfang machte eben das Nordhorn-Spiel – übrigens am Sonntag um 17:00 Uhr. Hier rief die aktive FanSzene zum organisierten ersten FanMarsch überhaupt auf. Diesem schlossen sich bei stürmischen Wind aber immerhin bei Sonnenschein mehr als 50 ZAB-Fans an. Besonders erfreulich: Es waren nicht nur viele junge Gesichter dabei, sondern auch etliche Neue. Mit Bannern, Schwenkfahnen und Pauken bewaffnet zog man lautstark Richtung Anhalt-Arena und zog nicht nur die Aufmerksamkeit von Autofahren und Straßenbahnen auf sich, sondern auch von Anwohnern. Montagsdemos an Sonntagen sind eben ungewöhnlich 😉 Gegen die Kälte zündete man noch ein paar Zündkerzen an. Auch optisch wusste man in der Halle zu gefallen: Neben einem sehenswerten Konfetti-Intro zum 350. Pflichtspiel von Uwe Jungandreas beim DRHV 06 hatte man noch Genesungsbanner für Keeper Patze und FanClub-Mitglied Jupp parat. Zudem war die Stimmung zu Beginn des Spiels wieder so brachial laut. Bester Saisonauftritt der FanSzene in der noch jungen Saison. Ach – und gewonnen haben wir auch – wenn auch knapp. Doch das „Wie“ war nebensächlich. Richtig wichtig sind nicht nur die vier Punkte auf der Habenseite, sondern auch die Tatsache, dass man mit Nordhorn und Essen gleich zwei Teams in der Tabelle kassiert hat und nun von Platz 13 grüßt.
Der heiße Oktober
Wirklich richtungsweisend wird für uns aus meiner Sicht das Spiel am Freitag in Hagen. Die Gastgeber stehen mit 2:8 Punkten nur einen Platz über der Abstiegszone. Mit einem Sieg (auswärts endlich mal belohnen 😉 ) würden wir den Abstand mit 6:8 Punkten weiter vergrößern. Sollten wir erneut auswärts punktlos bleiben, zieht Hagen mit uns gleich. Das sollte zwingend vermieden werden. Und überhaupt geht es jetzt Schlag auf Schlag: Freitag in Hagen, Mittwoch zu Hause gegen die Eulen (welche den BHC erst mal mit neun Toren Unterschied kaltstellten) – Sonntag nach Lübeck und dann kommen die Freunde aus Ferndorf zu uns – als Tabellenzweiter – an einem Mittwoch… Auch der November wird deftig: Ob große Auswärtsfahrten oder Weihnachtsfeiern: Gefühlt bleibt uns keine Luft zum Atmen.
Und dennoch müssen wir uns die Zeit nehmen, um Leistungen zu würdigen und dem Ruf nach neuen Fan-Lieblingen gerecht zu werden, wie es die Schmidts, Lösers und Hrstkas über viele Jahre hinweg waren. Zeit für neue Helden also, mit denen man sich als eingefleischter ZAB-Fan auch zukünftig identifizieren kann. Leistungstechnische Bewerbungen geben derzeit vor allem Top-Torschütze Yannick Danneberg mit 36 Buden in sechs Spielen, beide Haake-Brüder und zuletzt auch Marcel Nowak (mit tollen Anspielen und regelmäßig vier bis fünf Treffern) ab. Und Tillman Leu sowieso. Von den ZAB-All(t)stars Philip Ambrosius und Vincent Bülow ist man grundsätzlich Top-Leistungen gewohnt. Das mein persönlicher Favorit die Nummer 17 trägt und die nächsten Spiele nicht mitspielt, lasse ich an dieser Stelle unerwähnt. An dieser Stelle ein herzliches Willkommen unseren neuen Keeper MAX MOHS. Diese Auswahl zeigt: Man begreift die neuen Stärken absolut als Chance.