Was man machen muss, um nach einer schweren Verletzung wieder zurückzukommen? Patrick Gempp hat da eine ganz klare Meinung: „Du musst mehr tun als sonst und dich voll auf dein Ziel fokussieren.“ Gempp weiß, wovon er redet. Am 3. Spieltag der letzten Saison war er mit der HSG Wetzlar zu Gast beim späteren Deutschen Meister in Magdeburg und verletzte sich schwer. Kreuzbandriss – eine Diagnose, wovor sich jeder Handballspieler fürchtet. „Ich wusste direkt, als es passierte, dass da richtig was kaputt gegangen ist im linken Knie“, erzählt der Kreisläufer.
Bis dahin ist der im Länderdreieck Deutschland-Schweiz-Frankreich groß gewordene Kreisläufer die Karriereleiter stetig nach oben gestiegen. Beim ESV Weil am Rhein begann er bei den Minis mit dem Handballspielen. Damals war seine Mutter seine erste Trainerin. Mit 15 Jahren dann der Wechsel nach Großwallstadt ans Internat, dort sammelte er auch später seine ersten Erfahrungen in der 3. Liga. 2017 ging es für ihn weiter in der 2. Handball-Bundesliga bei den Rimparer Wölfen, wo er bis 2020 blieb. Nach der abgebrochenen Saison 2019/20 kam der Anruf aus Wetzlar. „Wetzlar hatte Interesse, mich zu verpflichten. Ich war vor Ort, habe mir alles angesehen und mich danach entschieden, den Schritt in die LIQUI MOLY HBL zu wagen“, so Gempp über den Wechsel zu den Hessen. Der Start beim Team von der Lahn lief alles andere wie gewünscht. Kurz vor Trainingsstart wurde eine Herz-Muskel-Entzündung festgestellt wodurch er fast die komplette Vorbereitung verpasste und erst zum Saisonstart wieder mit dem Team trainieren konnte. In seinem zweiten Jahr hat er die komplette Vorbereitung mitgemacht und wollte in der Saison richtig Gas geben. Dann die Verletzung, die wieder alles veränderte.
Statt durch die Republik zu reisen und Woche für Woche in der stärksten Liga der Welt zu spielen, hieß es nach der Kreuzband-OP sich auf das Comeback vorzubereiten. „Ich wollte so schnell wie möglich wieder zurück auf die Platte, habe mich jedoch bewusst entschieden, meine Reha in der Schweiz zu machen, um nicht täglich mit Handball konfrontiert zu sein“, erzählt der ehemalige Juniorennationalspieler. Einheiten beim Physiotherapeuten, Krafttraining und eine spezielle Wärme- oder Kältetherapie standen auf dem Trainingsplan. „Es gab Wochen, wo es gut lief und dann wiederum Phasen, die etwas mehr Zeit benötigten. Wichtig war mir nur, fokussiert zu bleiben“, so Gempp.
Verletzt zu sein und zu Wissen, das der Vertrag zum Saisonende ausläuft, ist nicht gerade die beste Situation, die sich ein Profisportler vorstellen kann. Da heißt es nicht nervös zu werden und weiter hart zu arbeiten. Trotz das er in der Saison 2021/22 nicht wieder auf die Platte zurückkehrte, lagen dem 26-Jährigen einige Angebote vor. Eine Entscheidung, wo es für ihn weitergehen wird, hatte er jedoch noch nicht getroffen. Zeitgleich klopfte der HC Erlangen beim DRHV an, die ihr Interesse an einer Verpflichtung von Justin Kurch, der aus Coburg in die Doppelstadt wechseln sollte, bekundeten. Beim DRHV war man sich einig, einem Wechsel würde man nur zustimmen, wenn man einen gleichwertigen Ersatz findet. Co-Trainer Vanja Radic brachte Patrick Gempp bei Chefcoach Uwe Jungandreas und Manager Sebastian Glock ins Gespräch. Beide kennen sich aus ihrer gemeinsamen Zeit beim TV Großwallstadt und hatten den Kontakt über die Jahre aufrechterhalten. „Vanja hat mich angerufen und mir die Situation geschildert und mich gefragt, ob ich es mir vorstellen könnte, nach Dessau-Roßlau zu wechseln. Ich war dann hier, habe mir alles angeschaut, viel mit den Verantwortlichen beim DRHV gesprochen und mich letztendlich dafür entschieden, hier zu unterschreiben“, erzählt Gempp.
Beim DRHV kann er jetzt das machen, was er am liebsten macht, Handballspielen und das aktuell sehr erfolgreich. Gempp ist ein wichtiger Faktor beim Team aus der Bauhausstadt hinten wie vorne, übernimmt Verantwortung und hilft dem Team besser zu werden. „Wir sind ein sehr junges Team mit sehr viel Potenzial. Aktuell können wir mit den Ergebnissen zufrieden sein und müssen weiter so arbeiten, um erfolgreich bei den anstehenden Aufgaben zu sein“, so Gempp. Sein Comeback ist im geglückt, nicht nur weil er hart dafür in der Vergangenheit gearbeitet hat, sondern weil er nie sein Ziel aus den Augen verlor.