Am 01. Juli 2019 begann Sebastian Glock bei der Spielbetriebsgesellschaft des Dessau-Roßlauer HV, der Sport Marketing Dessau-Roßlau GmbH, seine Tätigkeit als neuer Geschäftsführer. Seitdem ist ein turbulentes Jahr vergangen. Im Interview wollen wir zurückschauen sowie einen kleinen Ausblick in die Zukunft wagen.
Dein erstes Jahr beim DRHV 06 ist vorüber, mit vielen Höhen und einigen Tiefen. Worauf bist du besonders stolz?
Sebastian Glock: Zunächst muss ich sagen, dass dieses eine Jahr extrem schnell verging. Ich glaube, wir haben einige wichtige Sachen auf den Weg gebracht. Für einen Geschäftsführer ist grundsätzlich die wirtschaftliche Stabilität wichtig. Die Ausgangslage war nicht einfach und es musste viel nachgeholt werden. Durch unseren Präsidenten sowie dem Wirtschaftsbeirat hatte ich von Anfang an aber auch gute Unterstützer an meiner Seite. Wir konnten gerade auf Sponsorenseite einen deutlichen Schritt nach vorne machen, neue Partner gewinnen und alte Partner wiedergewinnen. Dies funktioniert allerdings auch nur, wenn Glaubwürdigkeit und Zuverlässigkeit gegeben sind. Aus meiner Sicht konnten wir auch hier Erfolge verzeichnen und unsere Außendarstellung merklich verbessern. Natürlich bin ich auch stolz auf unseren Trainer Uwe Jungandreas, das gesamte Betreuerteam und unsere Mannschaft, denn wir haben unser Ziel, den direkten Wiederaufstieg in die 2. Handball-Bundesliga geschafft. Natürlich darf man hierbei die Corona Thematik nicht vergessen, aber ich bin mir sicher, dass wir den Aufstieg auch auf sportlichem Wege gefeiert hätten. Worauf ich besonders stolz bin, dass sind unsere Fans. Im Zuschauerranking der letztjährigen Drittliga-Saison stehen wir deutschlandweit unter den Top 3. Aber auch bei unseren Auswärtsspielen haben uns unsere Fans zahlreich und lautstark unterstützt. Die damit geschaffene Verbindung zwischen Mannschaft und Fans ist mir sehr wichtig, da beide Seiten davon profitieren.
Wo es viel Licht gibt, gibt es selbstverständlich auch Schatten. Womit bist du, wenn du auf dein erstes Jahr zurückblickst, noch unzufrieden?
Sebastian Glock: Ich habe es mir von Anfang an zur Aufgabe gemacht, klarere Strukturen zu schaffen und die Effizienz noch weiter auszubauen. Hier sind wir definitiv schon besser geworden, allerdings noch nicht dort wo ich hin möchte. Zudem würde ich gerne die Präsenz in der Stadt ausbauen, da ich davon überzeugt bin, dass wir hierdurch noch mehr Personen erreichen können, die dann zu uns in die Anhalt-Arena kommen.
Die Corona-Pandemie gibt momentan auch im Sport den Takt vor. Die wirtschaftlichen Schäden, kann man mit Sicherheit noch nicht allumfassend benennen. Wie steht es momentan um die wirtschaftliche Stabilität und Planung beim DRHV 06?
Sebastian Glock: Seit dem 01.07.2020 ist für uns die neue Saison und gleichzeitig ein neues Wirtschaftsjahr gestartet. Wir konnten das letzte Geschäftsjahr trotz Corona-Pandemie für mich zufriedenstellend abschließen, obwohl seit dem 15.03.2020 kein Handball mehr gespielt wurde und Einnahmen aus Ticketing weggebrochen sind. Eine gewisse Unsicherheit ist natürlich noch vorhanden. Wir wissen zwar wann die Spiele der neuen Saison losgehen, aber wie genau und unter welchen Auflagen kann gerade noch nicht abschließend gesagt werden. Auf Partnerseite haben viele unserer Partner ihre Verträge verlängert und zum Teil sogar ausgebaut. Außerdem konnte schon der ein oder andere neue Partner gewonnen werden. Es ist allerdings dennoch ein langer Weg, der viel Ruhe und Vertrauen benötigt, um alle Auswirkungen beziffern zu können. Ich möchte auch weiterhin konsequent unseren eingeschlagenen Weg fortführen und bin optimistisch, dass uns dies gelingt.
Neue Projekte sollen helfen um die zukünftigen Entwicklung aktiv zu gestalten. Auf welche Schwerpunkte setzt du und dein Team für die Zukunft?
Sebastian Glock: Mir ist Kreativität, eine einheitliche Außendarstellung und eine emotionale Bindung wichtig. Ein Projekt, so wie unsere Trikotaktion, geht genau in diese Richtung. Das Trikot an sich spiegelt unsere Bildsprache wieder und jeder kann sich mit seinem eigenen Namen darauf verewigen. Ein zudem wichtiges Projekt, um das sich hauptsächlich meine Kollegen kümmern, ist die neue Homepage. Diese soll in den kommenden Wochen online gestellt werden und als Hauptplattform für sämtliche Informationen rund um den DRHV 06 dienen. Das Thema Digitalisierung ist auch bei uns wichtig und gerade hier sehe ich auch noch Potenziale um Mehrwerte für Fans und Partner zu generieren.
Bis vor zwei Wochen, schien die Welt beim DRHV 06 noch in Ordnung. Mit dem unerwarteten Tod von Maik Valentin ist „das Herz des Vereins“ verstorben. Wie geht ihr mit der Situation um?
Sebastian Glock: Zunächst einmal ist es menschlich ein riesiger Verlust für uns Alle. Die Nachricht hat uns alle extrem getroffen. Maik war für mich die Person, mit der ich in meinem ersten Jahr am meisten Zeit verbracht habe. Für den Verein ist es natürlich auch ein Verlust, dem man so nicht auffangen kann. Wir versuchen die ganzen Aufgaben zu analysieren und intern neu zu vergeben. Jedoch wird Maiks Know-How im Vereinswesen definitv fehlen. Auch im Sinne von Maik ist es nun wichtig, dass alle noch enger zusammenstehen und die Situation gemeinsam lösen. Es haben sich schon viele Leute bereit erklärt, im Rahmen ihrer Möglichkeiten, uns dabei zu unterstützen. Das macht den DRHV zu etwas besonderem und erklärt zum Teil, warum „Vally“ sein letztes Hemd für unseren Verein gegeben hat.