ZAB hat den Favoriten HBW Balingen-Weilstetten lange am Rand einer Niederlage, doch sieht acht Sekunden vor Schluss dann selber wie der sichere Verlierer aus. Mit dem Schlusspfiff kommt das Happy-End zum 28:28 durch einen Knaller von Johannes Wasielewski im allerletzten Moment – Jubel, Ekstase und Gänsehaut in der Anhalt-Arena.
Der strahlte nach dem Abpfiff zurecht auch übers ganze Gesicht. Vorher hatte Johannes Wasielewski in der wirklich aller letzten Sekunde der Partie gegen den Bundesliga-Absteiger HBW Balingen-Weilstetten den 28:28-Ausgleich erzielt. Kurz darauf fand er sich inmitten einer riesen Jubeltraube wieder und die Anhalt-Arena entwickelte sich zum Tollhaus.
Insgesamt war die Atmosphäre und Stimmung vor 1157 Zuschauern am 6. Spieltag der zweiten Handball-Bundesliga sehr gut. Das lag vor allem am beherzten Auftritt von ZAB. Als klarer Außenseiter war man in der Partie über die gesamte Distanz mehr als gleichwertig.
Immer vorn
„Hätte man uns gesagt, dass wir hier einen Punkt holen“, sagte Präsident Ralph Hirsch, „dann hätte ich das sofort unterschrieben“. Dennoch gibt es Gründe, die alle Anhänger und wahrscheinlich auch Trainer Uwe Jungandreas nicht vollends zufrieden nach Hause fahren lassen. Denn außer beim 1:0 für die Gäste und kurz vor Schluss, lag immer nur ZAB vorn. Zur Halbzeit führte man 14:11. Als man in der 19. Minute 9:6 führte, kam der Gast in drei Minuten zum Ausgleich. Doch davon zeigten sich die Dessau-Roßlauer nicht geschockt und zeigten Mentalität. Bis zur Pause wurde der drei-Tore-Vorsprung wieder erarbeitet.
Wer jetzt dachte ZAB würde einbrechen, irrte sich. Die Abwehrarbeit bei den Gastgebern sah gut aus. HBW Balingen-Weilstetten schien lange nichts einzufallen und im Angriff harmonierten vor allem Vincent Sohmann und Max Scheithauer sehr gut. Beide waren mit 6 und 5 Toren die besten Torschützen – zusammen mit Tomas Pavlicek und Johannes Wasielweski (beide fünf). 15 Minuten vor Schluss führte man 21:17. Doch unglückliche Schiedsrichterentscheidungen und auch ein wenig Uncleverness führten den HBW wieder zum 22:22 (49. Minute).
Mentalität ohne Ende und bis zum Ende
Als das Momentum zugunsten der Gäste kippen sollte, zeigte ZAB wieder unglaubliche Mentalität, ließ nicht vom eigenen Plan ab und ging wieder mit 27:25 in Front. Spannung war für die letzten Minuten vorprogrammiert und jeder Zuschauer kam auf seine Kosten. Die Schlussphase war dann hektisch, vor allem vom Gastgeber. Einfache Ballverluste auf Seiten ZABs und der Gast kam acht Sekunden vor Schluss zum 28:27.
Doch dann eben der Kracher des Spiels: Beim letzten Freiwurf zeigte die Uhr 59:57 an. Alle Fans in der Anhalt-Arena hielten den Atem an. Eine gefühlte Ewigkeit stand die Szenerie, die Schiedsrichter wollten noch nicht anpfeifen. Doch dann: in letzter Sekunde haute Johannes Wasilewski den Ball aus mehr als 15 Metern in den Giebel – Jubel, Ekstase und Gänsehaut und ein gewonnener Punkt in der Anhalt-Arena. Es ist das warum wir alle den Handball lieben. Es war eine unbeschreibliche Atmosphäre in der Halle.
Somit war auch ZAB-Trainer Uwe Jungandreas nach dem Spiel zufrieden:
„Wir wussten, was auf uns zukommt. Aber wir wussten auch, wenn wir über unsere Tugenden kommen – gute Abwehr, das Tempospiel nach vorn und im Angriff den Ball gut laufen lassen – dass wir dann eine Chance haben. Ein Vorteil war, dass die Köpfe frei waren. Wir mussten nicht gewinnen oder ein Sieg wäre eine Sensation gewesen. Leider haben wir das nicht geschafft. Wir haben lange das Spiel dominiert und geführt. Und wir hatten immer wieder Möglichkeiten weiter weg zu gehen, aber gegen so eine Mannschaft läuft halt nicht immer alles wie geplant. Da entscheiden Kleinigkeiten. Wir haben hervorragend gespielt, hervorragend gekämpft. Deshalb ein großes Lob an meine Mannschaft, das war schon oberstes Niveau. Jetzt müssen wir nur die Köpfe oben behalten, die Nase unten. Nächste Woche gehts weiter und dann müssen wir sehen, dass wir weiter punkten können – wohlwissend, dass jedes Spiel richtig schwer wird und die psychologische Ausgangslage in jedem Spiel anders ist.“
Auch Gäste-Trainer Runar Sigtryggsson gab nach der Partie zu, dass die Biber mehr als gleichwertig waren:
„Ich habe bei uns den Kampfgeist vermisst. Dessau hat das vorbildlich gezeigt. Das tut aber weh, wenn du mit einem Tor zum Schluss führst, wenn du dann aus 15 Metern das Tor bekommst. Aber am Ende ist die Punkteteilung gerecht. Man muss sagen, dass Dessau über die gesamte Spielzeit die bessere Mannschaft war. Und gern hätten wir zwei Punkte gehabt, aber Dessau war gut. Das müssen wir anerkennen. Kämpferisch optimal, wir waren nicht in der Lage den Kampf anzunehmen.“
Statistik:
Philipp Ambrosius, Phil Döhler – Vincent Sohmann (6/3), Tomas Pavlicek (5/2), Max Scheithauer (5), Johannes Wasielewski (5), Libor Hanisch (3), Florian Pfeiffer (2), Marek Vanco (2), Daniel Schmidt, Justin Lee Milkow, Tom Hanner, Jan Zahradnicek, Jakub Stryc, Jonas Hönicke